Kamerad oder Spielzeug - Das 6. Gebot

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Hier nun das Kapitel „Das 6. Gebot“ aus der Informationsbroschüre „Kamerad oder Spielzeug?“. Tatsächlich gestaltete sich das Ganze sehr schwierig: wie sich in diesem Kapitel herausstellte, waren die Fotografien, die ich erstellt hatte, streckenweise völlig unleserlich. Es ist definitiv Pascal zu verdanken, dass ich mit der Serie fortfahren kann – denn er war erneut dort und hat alles für mich abfotografiert – Danke dafür! Die übrigen Kapitel findest du hier.

Hin und wieder gibt’s Leute, die meinen, das Gottesgebot der Keuschheit sei allzu streng für die Menschen; und ferner, wenn’s der Herrgott so gar strenge meine mit diesem Gebote, so hätte er es dem Menschen leichter machen müssen, dasselbe zu erfüllen. Dieser Ansicht gegenüber ist es wohl gut, dass wir zuerst einmal überlegen, warum das Gebot der Keuschheit so gar strenge ist, und weiterhin, welche Bedeutung es hat, nicht bloß für den einzelnen Menschen, sondern gleich für die ganze Menschheit miteinander.

Des Hergotts Wille ist es, dass das Menschenkind sein Dasein erhalten soll in der unauflöslichen Ehe eines Mannes mit einem Weibe. Das ist ein gar geheimnisvoller Vorgang, durch den ein Menschenkind das Dasein erhält. Ist doch Gott der Schöpfer jeder einzelnen Menschenseele! Hat er doch gleichsam seinen Schöpferwillen festgebunden an den Willen der Eltern! Eltern sein heißt teilnehmen an der Schöpfermacht und am Schöpferwillen Gottes. Durchaus mögt ihr schon ersehen, wie sehr jene Menschen ihre ganze Elternwürde mit Füßen treten, welche über den geheimnisvollen Vorgang des Ehelebens ihre Possen reißen und zeigen, dass sie von sich selber und von ihrem Eheweibe nicht höher denken als von einem Tiere.

Wenn aber Eltern sein heißt an Gottes Weltschöpfung teilnehmen, so heißt’s weiterhin auch an Gottes Weltregierung teilnehmen. Gott hat in die Hand der Eltern ein Stück von seinem Weltregiment gelegt. Sie sollen in Gottes Auftrag das kleine Königreich Familie regieren und ich Ordnung halten, das ist ein gutes Stück ihres Lebensberufes, aber auch ihres Lebensglückes. Ja, man kann sagen, dass es gar kein größeres irdisches Lebensglück gibt, als wenn Vater und Mutter ihre Königswürde in der Familie recht erkennen und ihre Herrschersorgen treu erfüllen. Das gibt erst rechte Schaffens- und Lebensfreude ins Herz.

Nun ist die Teilnahme am Weltregiment gar nicht so leicht und einfach, wie es wohl auf den ersten Blick scheinen mag. Sie stellt gar hohe Anforderungen, und zwar körperliche so gut wie geistige und sittliche. Die körperlichen Anforderungen sind, dass die Eltern imstande sind, auch einem gesunden Menschenkinde das Dasein zu geben, nicht einem, das sich hinterher gar müde schleppen muss am Lebensjoche durch Krankheit und Zerbrechlichkeit. Dazu gehört für die Eltern vor allem die rechte körperliche Reife, aber auch die Freiheit von jenen unglückseligen Leidenschaften, die das Leben und die Gesundheit der Kinder in Frage stellen. Wie manches arme Kind trägt schon im Gesichte die Spuren geschrieben, dass sein Vater ein Trinker ist! Wie manches schleppt die Folgen väterlicher Jugendsünden gegen das sechste Gebot sein Leben lang als schweres Kreuz mit sich herum! Wie manches ist deshalb siech und lebensschwach, weil sein Vater mit seiner eigenen Lebenkraft in der Jugend Vergeudung getrieben hat! Weiterhin: Will der Vater an Gottes Weltregierung teilnehmen, so muss er vor allen Dingen verstehen, das Brot für sich und die Seinigen zu schaffen. Er muss seine Jugendheit wohl benutzt haben zu seiner Ausbildung, er muss ein tüchtiger, aufstrebender Mann sein, der sich auch kraftvoll an der Standesbewegung beteiligt. Er muss sich etwas erspart haben, dass er seinem Weib und seinen Kindern ein Heim bieten kann; wenn’s auch arm ist, so kann’s doch nett und gemütlich sein; braucht wenigstens nicht auf Abschlag zusammengekauft zu sein.

Noch weiter. Will der Vater an Gottes Weltregierung teilnehmen, so muss er wohl das rechte Verhältnis finden zu seinem Eheweibe. Muss sie recht lieben und gernhaben mit aller Kraft seiner Seele, aber nicht um seinetwillen aus niederer Lust; das wäre gar keine Liebe, sondern das wäre bloß eine Art selbsüchtigen tierischen Triebes, der des Menschen unwürdig ist; sondern um des Weibes willen und weiter um der großen, heiligen Zukunftshoffnung, um der Kinder willen. Der Vater muss also das Weib recht hochachten, im Brautstand besonders ihr Ritterdienste erweisen, d. h. sie beschützen vor allem Ungemach. Er wird ihr niemals etwas zumuten, das wider des Weibes Selbstachtung geht und seinen blanken Ehrenschild verletzen könnte. Er wird das Weib nicht eher an sich reißen, bis dass es vor Gott und der Kirche sein Eigentum geworden ist, damit das Weib nicht lernt, ihn als Lüstling zu verachten, damit aber auch er nicht sein Weib späterhin verachten muss, sondern dass sie rechte Hochachtung voreinander haben ihr Leben lang.

Er wird seinem Erstgeborenen nicht das Brandmal aufdrücken, dass er die Frucht einer unglückseligen, blinden Leidenschaft ist, nicht die Mutter zwingen, schon mit banger Sorge an die Zukunft eines keimenden Lebens zu denken, wenn sie mit Kranz und Schleier am Traualtar kniet. Erst dann, wenn er sich offen und feierlich als seines Weibes Schützer und Held erklärt hat, wird er es wagen, die verborgene Lebensquelle zu erschließen, damit er in der ganzen Zeit der Hoffnung das Weib jenen ruhigen, heiligen, gefestigten Seelenfrieden hat, der wie ein Licht aus höherer Welt das keimende Menschenleben umlächeln soll. Versteht ihr nun die Schwere des sechsten Gebotes? Versteht ihr, dass es in seiner eisernen, gewaltigen Strenge nicht des Menschen Kreuz ist, sondern des Menschen Zukunft? Dass es nicht gegeben ist von einem Tyrannen, sondern von dem ewigen Urquell des Lebens, die Menschheit vor Niedergang und Untergang zu bewahren?

„Aber“, so fragt vielleicht der Zweifler, „warum hat es denn der Herrgott so gar schwer gemacht? Warum so gewaltige Triebe in das Menschenherz gelegt?“ Nun, das sechste Gebot möcht ich vergleichen mit einer Talsperre. Da sind Quadern auf Quadern gehäuft, bis die riesige Sperrmauer dasteht; schäumend und unwillig lecken die Fluten des Bächleins an der Mauer empor. Ihr Lauf ist gehemmt; an den Steinmauern brechen sie sich, und unmutig fluten sie zurück. Das Riesenbecken aber füllt und füllt sich; immer höher, immer mächtiger schwillt die Flut. Endlich öffnen sich die Schleusen, und mit jubelndem Brausen stürzen mächtige Wasserfluten in die Tiefe, in die Räder der Turbinen, und mit wuchtiger Kraft drehen sie sich und spenden Segen der Menschheit.

So wird auch der mächtige Trieb des Menschenherzens gedämmt durch das sechste Gebot. Unwillig schlagen vielleicht die Fluten jugendlicher Leidenschaft an die Quadermauern dieses wuchtigen Gebotes. Aber allmählich sammelt sich die körperliche Kraft, der junge Mensch denkt an seine Zukunft und bereitet sich mit ernster Gewissenhaftigkeit auf dieselbe vor. Still wächst seine Kraft, sein Können, sein Wollen. Dann kommt endlich der große Tag, da er dem Leben wiedergeben kann, was er einst empfing: dass er segenspendend mitwirken kann an der Zukunft des Menschengeschlechtes, an Gottes Schaffenskraft und an Gottes Weltregierung.

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