Feuchttücher. Hihi.

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Feuchttücher sind so eine Erfindung, bei der sich die Geister scheiden: die einen finden sie toll, haben sie immer in Reichweite und machen die Kinder jederzeit damit sauber.

Die anderen verteufeln sie, schimpfen auf Chemikalien und giftige (sic!) Inhaltsstoffe und würden sie niemals auch nur in die Nähe eines Kinderpopos kommen lassen. Wir sahen das etwas entspannter; schon die Klinik stellte eine Plastikbox mit Feuchttüchern bereit, und da kein Waschbecken in sinnvoll erreichbarer Nähe war, benutzten wir sie gerne. In den ersten Tagen zu Hause benutzten wir sie hin und wieder, bis das Rumpelstilzchen uns einen leuchtend roten Po präsentierte. Also wurden sie verbannt beziehungsweise kamen nur noch in Notfällen zum Einsatz. Doch was tut man damit, wenn man – als etwas liebloses Geschenk zur Geburt - einen Industrie-Karton mit hunderten dieser Tücher bekommen hat?

Fenster putzen“ meinte der Mann, was einen heftigen Lachanfall meinerseits auslöste. Immerhin steht auf der Verpackung etwas von sensitiv, von Vitamin E und rückfettend. Der Mann runzelte die Stirn, weil seine Idee ausgelacht wurde. Und ich schlich mich in die Küche, um es auszuprobieren. Reumütig musste ich zugeben: es funktioniert. Fenster mit Feuchttuch vorputzen, mit Sidolin und Küchenrolle nachputzen et voilà – man kann zumindest wieder durchschauen. Streifenfrei hab ich ohnehin nie hingekriegt, und ich lege, wenn ich ehrlich bin, auch keinen gesteigerten Wert darauf. Verblüffend jedoch, wie gut sich etwaige Edelstahl-Flächen säubern lassen: die sind wirklich streifenfrei, und das blitzschnell. An dieser Stelle begann ich zu grinsen.

Auch die Armaturen im Auto lassen sich auf diesem Wege ganz prima entstauben. Und hat der Tintenrollerstift die Hände blau befleckt, so ist auch das kein Problem – alles wird wieder sauber. Unser Forscherdrang war geweckt: also polierte der Mann beim Einsetzen der ersten Sonnenstrahlen zwei Motorräder auf Hochglanz. Eines davon hatte verdammt viel Chrom, aber: kein Problem! Und die Fettlösekraft ist auch mehr so erschreckend: ein vom Anbraten total verspritzter und fettiger Herd? Kein Problem!

An diesem Punkt beschlossen wir, unsere Studien zu beenden und die Tücher als Universalwaffe in unserem Haushalt willkommen zu heißen. Und wir haben die Sensitiv-Variante, wie schon angemerkt. Ich frage mich, was die Nicht-Sensitiv-Variante bewirkt: kann man sich damit durch Gestein fräsen? Sie als Trennscheibe verwenden? Und: will man so etwas wirklich an den Hintern eines Neugeborenen ranlassen?

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