Was machst du eigentlich den ganzen Tag? - Juni 2013

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Über Ex-Twitter wurde ich auf den Beitrag von @FrauBruellen aufmerksam, die an jedem 5. eines Monats wissen möchte, was man so gemacht hat. Und die Idee gefällt mir so gut, dass ich heute mal mitmache. Also los…

Um 8h00 werden das Kind und ich relativ unsanft geweckt – am Haus gegenüber ist eine Kanalsanierung in vollem Gange. Wir sind träge, kuscheln rum, kichern und blödeln. Schließlich stemmen wir uns aus dem Bett und beginnen den Tag – Frühstück (Toast und Kuh-Käse), gemeinsame „Schönheitspflege“ im Bad (ich stehe vorm Spiegel, das Kind steht auf einer Kiste und kämmt mich), gemeinsames Zähneputzen (Kind möchte auch ins Waschbecken spucken). Dann begrüßen wir das Auto und fahren in einen benachbarten Stadtteil, wo wir an einer „Stillgruppe für Kleinkinder“ teilnehmen. Die findet alle drei Monate statt, und wir fühlen uns hier sehr wohl – ein bisschen Erfahrungsaustausch und Gespräch, und die Kinder toben und spielen und verdreschen kleine rote Gummipferde… Wir sind erst gegen 12h00 wieder zu Hause, stellen das Auto in die Garage und ich montiere noch schnell den niegelnagelneuen Fahradkorb am Lenker – das Stoffpüppchen darf probesitzen. Während das Kind sich gnadenlos mit Joghurt und Wasser („Tee!“ – „Nein, du trinkst Wasser…“ – „TEE!“…) vollstopft richte ich schonmal den Wickeltisch, dann wird das gähnende Kind bettfertig gemacht und schwebt, das Püppchen fest unterm Arm eingeklemmt, seinem Mittagsschlaf entgegen.

Während ich über das Babyfon dem Kind beim Singen zuhöre, sichte ich meine Arbeits-Mailbox: aber wie schön, keine Katastrophen. Ich höre mit einem Ohr Trash-TV und räume dabei die Bude auf, falte Wäsche, stopfe Waschmaschine und Trockner voll, finde überall Magnete, fege Krümel. Das ist so eine Tief-Phase: ich könnte mich jetzt einfach hinlegen und schlafen. Aber nachher will eine Versicherungs-Frau hier auflaufen zwecks zu leistender Unterschriften… Im (oberen) Briefkasten finde ich eine Benachrichtigungskarte von Hermes – „Wir haben Sie nicht angetroffen und kommen morgen wieder.“ Natürlich haben die mich nicht angetroffen – es hing ein DIN-A4-Schild an der Tür, dass sie das Paket bitte am rückwärtigen Eingang des Hauses abgeben sollen. Also greife ich zum Telefon, mache einen Hermes-Hotliner zur Schnecke und veranlasse die Hinterlegung des Pakets in der nächsten Filiale. Nerv!

Das Kind wird wach, ein wenig desorientiert und mit schlafroten Bäckchen. Die Versicherungsfrau und der Mann treffen nahezu zeitgleich ein, und während wir Papiere studieren, schenkt das Kind der Versicherungstante all seine Magnete. Es ist noch vergleichsweise früh, sonnig und schön – also wird das Kind aufs Fahrrad geschnallt, die Lenkertasche mit Stoffpüppchen, Wasserflasche und Keksproviant gefüllt und der nächstbeste Spielplatz angesteuert. Da der jedoch von pöbelnden Jugendlichen okkupiert ist, peilen wir lieber einen anderen an – mit einem kleinen Umweg über Feinkost Albrecht, Abendessen einkaufen. Auf dem nächsten Spielplatz rutscht und schaukelt das Kind bis zum Abwinken, während ich fünf rauchenden und picknickenden Müttern zuhöre und innerlich seufze (Soraya und John-Luca treffen sich jetzt immer zum Karate; Kindergeld ist zu wenig; der Staat ist scheiße; Männer auch; die Kinder nerven; welche staatlichen Hilfen kann man noch so beantragen). Ich schnalle das Kind wieder aufs Rad, und wir fahren nach Hause – während ich koche, steckt der Mann das Kind in die Badewanne, und ich höre die beiden quietschen und über Gießkannen diskutieren. Es herrscht Uneinigkeit über das Ausspülen von Haaren, und nach einer Weile hetzt der Mann mit einer nassen Frottee-Mumie auf den Armen an mir vorbei…

Dem Abendessen folgt der besinnliche Teil des Tages, mit Magneten-schmeißen (einige habe ich in der Wäsche wiedergefunden, zum Glück ehe ich sie in die Waschmaschine steckte), Bilderbuch schauen, kuscheln. Das müde Kind und der müde Mann legen sich schließlich schlafen, und ich verziehe mich an den Rechner, wo ich eifrig Firmen-Tickets und Beschaffungsanträge bearbeite. Ich habe riesige Kopfhörer auf den Ohren und höre im Hintergrund den Soundtrack zu „Dancing On Dangerous Ground“.

Und nachdem mein Soll soweit erfüllt ist springe ich unter die Dusche, wo ich meinen Kopf mit Pfefferminz-Shampoo bearbeite und den Rest von mir mit Pfefferminz-Duschgel, so dass ich anschließend wie ein Kaugummi rieche und erbärmlich friere. Ich treibe mich noch ein wenig auf Ex-Twitter herum (irgendwie ist „Penis“ heute das geflügelte Wort in meiner Timeline; und wir regen uns über die Herr Professorinnen-Kacke auf; wir freuen uns, dass das Wetter heute so schön war; und wir sind alle erkältet, müde oder beides). Alltag im Hause /sys/adm/ama – so sieht er also aus…

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