Alles Unsinn

„Du kannst doch sicher kaum erwarten zu sehen, wie es aussieht.“

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Das Hautbild hat sich geändert, das ist wahr, aber nicht unbedingt zum Besseren; und indem ich erwäge, mich mit „Lord Zeppelin“ ansprechen zu lassen, fühle ich mich optisch in etwa so reizvoll wie Martin aus diesem Mono-Augenbrauen-Werbespot.

Mache ich ein schönes entspannendes Bad, geht mir unwillkürlich die Melodie von „Eine Insel mit zwei Bergen“ nicht mehr aus dem Kopf. Stehe ich vorm Spiegel, um mein Outfit zu überprüfen, summe ich traurig „99 Heißluftballons“ vor mich hin. Diverse Witze bezüglich Greenpeace-Aktivisten und gestrandeten Meeresbewohnern haben wir selbstredend auch schon durch, desweiteren bizarre Phantasien bezüglich Wassergeburten (im städtischen Freibad/ mit Schnorchel und Flossen/ …).

Derweil fängt die Umwelt an zu nerven: sicher sei ich heilfroh, wenn ich endlich „alles hinter mir“ haben würde. Was soll das heißen – alles hinter mir? Klingt, als wäre meine Überlebenschance irgendwo bei Null…

„Sicher kannst du es kaum noch erwarten!“ Und wie ich kann! Warum auch nicht? Fakt ist doch: bis Ende des Monats wird dieses Kind auf der Welt sein. Und ist es erst einmal da, möchte es Aufmerksamkeit, eine frische Windel und auf mir schlafen. Das ist okay, und ich freu mich drauf – aber ich freue mich auch, dass ich heute morgen pervers lange ausschlafen konnte (und zwar erstmalig seit mehreren Wochen schmerzfrei!), dass ich auf der Couch rumlungern und Hartz-IV-TV gucken kann, dass ich am Rechner Dinge friemeln oder Handarbeiten machen kann. So what? Ich habe die beruhigende Gewissheit, dass das Kind jederzeit kommen könnte – es ist vollständig entwickelt, eigenständig überlebensfähig, alles perfekt. Insofern kann ich jeden einzelnen Tag doppelt und dreifach genießen – was komischerweise niemand versteht.

„Du kannst doch sicher kaum erwarten zu sehen, wie es aussieht.“ Das „Pragmatiker-Ich“ weiß von zahlreichen Ultraschalluntersuchungen: zwei Beinchen mit Füßen dran, zwei Ärmchen mit Händen dran, ein draller kleiner Bauch und ein Kopf mit Stupsnase. Quietschfidel und gesund. Was sonst muss ich gerade wissen? Ob ich den Rest nun in drei Tagen erfahre, in sieben oder in siebzehn - mich interessiert das nicht. Mit der Meinung stehe ich bloß ziemlich alleine. Hmmm.

Also übe ich mich in der Kunst der „Zwei-Ohren-Taktik“ – links hinein und rechts heraus :-D Trinke literweise kalte Milch und Apfelschorle und wundere mich, wo die Zeit eigentlich geblieben ist – wie kommt es, daß wir schon September haben?

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