Das Ei in der Mikrowelle

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Zwei Menschen, unendlich viele Mikrowellengeräte und jede Menge Müll: mehr benötigt $FERNSEHSENDER nicht, seine Zuschauer zu bespaßen.

Gleich zu Beginn wird der geneigte Zuschauer eindringlich darauf hingewiesen, er möge die nun folgenden Experimente bitte nicht in Omas Küche nachzustellen versuchen. Nein nein, keine Sorge – werden wir schon nicht tun. Es folgt ein ellenlanger Werbeblock. Ich bin vor Aufregung natürlich schon ganz platt: was werden die nun Spannendes, Nie-Dagewesenes und Innovatives präsentieren?

Sie stopfen ein rohes Ei in die Mikrowelle.

Und schalten ein.

Und rennen weg.

Gähn!

Erwartungsgemäß fliegt das Ei in tausend Fetzen; der schokoladeüberzogene Schaumkuss quillt auf und – hollaria – er schmeckt nun ziemlich scheiße. Jetzt werden die Tester in den knuffig-orangefarbenen Tarnanzügen aber mutig. Aber natürlich erst, nachdem sie die Zuschauer erneut darauf hingewiesen haben, bloß nichts des hier Erlebten zu imitieren.

Als Einblendungen werden enervierend viele Kurzvideos einer zu-Tode-ge-hype-ten Internet-Plattform eingespielt, in grausiger Bildqualität und gruseligem Ton – vom Inhalt mal ganz zu schweigen. Wer aber meint, nun endlich einmal den Live-Stream „Katze in Mikrowelle“ sehen zu können – nein. Gezeigt werden hier die üblichen Verdächtigen: Stahlwolle, Aluminiumfolie, handvoll Nägel und Schrauben, Glühbirnen, die obligatorische CD: kurz gesagt läuft es darauf hinaus, allen erdenklichen Müll in die Mikrowelle zu stopfen und selbigen solange zu erhitzen, bis er in irgendeiner Form aufgibt. Genau genommen kommt das der Verheizung alter Fahrradreifen im heimischen Kachelofen gleich und sollte unter Strafe gestellt werden.

Dafür ist aber der „Nicht nachmachen!“-Slogan nicht mehr länger nur ein Spruch, sondern nun auch noch – parallel – eine blinkende und hüpfende Einblendung am unteren Bildschirmrand, die die interessantesten Brandherde gnadenlos verdeckt.

Ehe ich mich nun vor Aufregung vollends in die Wolldecke verbeiße, sollte ich mich lieber zu Bett begeben und mir den „Struwwelpeter“ vorlesen lassen.

Alle Bilder dieser Seite: © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
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