Kamerad oder Spielzeug - Prüfe, wer sich ewig bindet

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Hier nun das Kapitel „Prüfe, wer sich ewig bindet…“ aus der Informationsbroschüre „Kamerad oder Spielzeug?“; jetzt fängt er an, Dichter und Denker zu zitieren, und der Text wird immer abgefahrener… Die übrigen Kapitel findest du hier.

Kein vernünftiger Mensch kauft eine Katze im Sack, d.h. unbesehen. So sagt man. So handelt man auch für gewöhnlich. Man prüft, ob’s keine Ramschware; ob’s keine Dutzendware ist. Ob die Sache auch das Geld wert ist. Und je wichtiger und wertvoller die Sache sein soll, um so größer ist die Sorgfalt, mit der man vorgeht. Doch bei einer Angelegenheit lässt man die Katze nicht aus dem Sack, d.h. nimmt sie unbesehen. Ich hätte übrigens höflicher gesagt: Das Kätzchen. Denn ich fürchte, die „Katzen“ könnten mir die Augen auskratzen, wenn sie meiner habhaft würden. Du hast wohl schon an der Überschrift gemerkt, welche Katze, hoppla Kätzchen, ich meine. Schiller spricht, was ich sagen will, feiner und gebildeter aus; ist schließlich aber dasselbe: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet.“ Sag mal: Wird diese so wichtige Angelegenheit nicht vielfach als eine Bagatelle behandelt? Sieht man nicht einzig und allein fast nur auf das Äußere. Zuviel auf äußeren Schein. Zuwenig auf inneres Sein. Aber wie schnell bekommt der äußere Firnis Brüche! Ich verrate dir kein Geheimnis, wenn ich sage, dass das weibliche Geschlecht mit den Jahren nicht schöner wird trotz aller Schönheitsmittel. Ach, wie bald schwindet Schönheit und Gestalt! Also wer darauf sein ganzes Glück gründet, ist recht bald enttäuscht. Dr. Sonnenschein erzählte einmal: Ein gefeierter Künstler heiratet eine bildschöne Frau. Nach einigen Jahren bekommt sie eine Krankheit. Was tut der Kerl? – Er lässt sich scheiden. Wie sollte er auch anders, da er doch die Schönheit geheiratet hat und nicht die Seele der Frau.

Wie? Kann man auch die Seele heiraten? Jawohl. Man muss sie sogar heiraten. Der Dichter Hebbel sagt: „Das heimliche Weh der Frau ist da, wo der Mann sie nicht seelisch besitzt.“ Denn nur das Seelische hat auf die Dauer Bestand – im Guten wie im Bösen. Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang. Welche Eigenschaften muss denn das Mädchen haben, das eines echten Jungmannes wert ist? Hör mal her. Wenn du mittags nach Hause kommst und es geht ans Futtern, beobachte deine Mutter einmal. Wie teilt sie z.B. das Fleisch? Zuerst für sich einen großen Happen, dann für den Vater, und dann für dich… hoho! Nein. Manchmal teilt sie sich tot. So macht’s eine Mutter. Ja, richtig! Das ist echt mütterlich. Das macht uns die Mutter so lieb, dass sie so wenig an sich denkt. Dass ihr das Wohl der Familie über alles geht. Dass sie verzichten, opfern, ertragen kann. Sieh, so soll doch auch mal die Mutter deiner Kinder sein. Aber meinst du, das lernte man im Handumdrehen. Wo’s nicht drinsteckt, da wird’s in der Ehe schwer hereinkommen. Also eine Naschkatze ist nichts für dich. Ich hätte bald gesagt, die bringt dich später auf den Hund. Denn du willst, wie jeder gute Vater, über dich selber hinausbauen. Du willst später deine Kinder weiterbringen. Meinst du, das hinge in der Hauptsache von dir ab? Du kennst doch das Wort: Der Mann kann es mit der Karre reinbringen, die Frau aber mit der Schürze wieder raustragen. Sie muss zusammenhalten können. Sie muss nicht alles haben wollen. In dem Sinne sagte ich dir schon mal: Das Glück in der Eh’ hängt ab vom Praliné.

Also eine, die sich Sonntags auf Kosten treibt, ist nicht die Deine. Eine, die am Flitterkram Geschmack und Gefallen hat, soll nie die Deine werden. Naschkatzen wie Modedämchen passen wenig zur Mutter deiner Kinder. Doch muss ich euch Jungens auch die Leviten lesen. Die Mädchen sagen oft, die Jungen sind selbst schuld, wenn wir so sind – na, wie wir Mädchen heute einmal sind. Denn die einfachen, schlichten, biederen Mädchen, die mehr im Haushalt sind, als auf der Straße liegen, bleiben sitzen. Dass so manche, die zum Hausmütterchen geschaffen, Mauerblümchen bleibt, ist wirklich betrübend. Und manches Flatterding bekommt einen prächtigen Mann – und macht ihn oft unglücklich. Weil sie seelisch nichts zu geben hat. Siehe, diese Eigenschaft ist heute die notwendigste: dieses Verzichtenkönnen. Ich kenne einen Jungen, der sich mit seiner Braut so viel Geld gespart hatte, dass sie sich ein Häuschen bauen konnten, und jetzt, wo sie geheiratet sind, ist ihr Streben, die Schuld möglichst bald abzutragen. Also, Freund: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet.

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