Doch das Heft ist in tadellosem Zustand, 10 Pfennige kostete es damals und „Kamerad oder Spielzeug?“ ist der Titel; wann „damals“ war lässt sich nicht wirklich feststellen — es fehlt die Jahreszahl. Verfasst in Fraktur richtet es sich an den „jungen Arbeitsmann“ und redet ihm eindringlich ins Gewissen, seinen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht betreffend.
Ich habe Seite für Seite abfotografiert, denn ich möchte es für die Nachwelt erhalten. Lest es, und vielleicht geht es euch wie mir: ihr werdet lächeln, ihr werdet stellenweise laut lachen, weil euch das Geschriebene so fremdartig erscheint. Aber vielleicht wird euch das ein oder andere auch nachdenklich stimmen.
„Sag, Freund, wie ist deine Stellung zum Mädchen?“
Du und die Mädchen
„Es war oft Zuchtlosigkeit, Zügellosigkeit.“
Von der Liebe
„... das Gottesgebot der Keuschheit sei allzu streng für die Menschen...“
Das 6. Gebot
„Fräulein, Sie sind doch zu schade für die unsauberen Menschen“
Kamerad oder Spielzeug?
„... mit Ekel und Verachtung zu strafen.“
Schundliteratur
„... dass nämlich die Liebe etwas Großes, etwas Heiliges ist.“
Gesunde Geisteskost
„Und das oberflächliche, kokette Kind, das willensschwache!“
Vom Poussieren zum Skandal
„Dann wird seine Einbildungskraft entmenscht...“
Aufklärung oder Ehrfurcht
„Weil sich ja auch ihr späteres Leben abspielen soll am stillen Herd.“
Vom Mädchen reißt sich…
„Wer so denkt und redet, der ist ein Lump.“
Auf Brautschau
„Naschkatzen wie Modedämchen passen wenig zur Mutter deiner Kinder.“
Prüfe, wer sich ewig bindet…
„Denk: Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang.“
Liebe macht blind?
„Das deftige Mädchen aber kann vor allen Dingen zupacken.“
Das „deftige“ Mädchen