Kamerad oder Spielzeug - Von der Liebe

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Hier das nächste Kapitel aus der Informationsbroschüre „Kamerad oder Spielzeug?“. Die übrigen Kapitel findest du hier.

Du weißt es, Freund, ich weiß es, jeder Mensch weiß es, dass es etwas Urgewaltiges ist mit der Leidenschaft der Liebe, und dass es manchem eher gelingen mag, ein wildgewordenes Tier zu zügeln, als tiefe Leidenschaft. Nicht umsonst haben die alten Heiden in der Liebe eine Teufelin und eine Gottheit verehrt. Und doch ist die Zügelung tiefer Leidenschaft notwendig, genau so notwendig wie die der anderen Naturgewalten. Ist das nicht des Menschen Stolz? Hat er nicht das Tier der Wildnis, das Feuer, den Bergstrom, die Kraft des Dampfes, der Elektrizität gezügelt und gebändigt, dass sie ihm dienen, statt als verheerende Mächte sich auszutoben? Ist das nicht ein hehrer Gottesberuf für den König der irdischen Schöpfung, dass Ungemeisterte zu meistern, aus Chaos mit Hilfe der Kraft des Geistes Kosmos zu gestalten?

Und ist nicht dies der Sinn, dass der Mensch aus der gebändigten Leidenschaft der Liebe eines der schönsten, sonnigsten Gottesreiche, die Familie, gestalte? Ist das nicht die Lebensaufgabe für deine Heranwachsenden, dass sie Herr werden über die Urgewalt der Liebe als Leidenschaft, und dass sich im kraftvollen Kampf mit dieser Urleidenschaft die Liebe als schöpferische Kraft und Tat entfalte? Sieh, Freund, das ist eine religiöse Aufgabe für dich, dass dir das hellklare Bewusstsein der Gotteskindschaft, des Adels aufgehe, dass du dich emporringst ins Menschliche, wo auch die Naturkraft der Liebe gebändigt und geadelt ist, dass sie nicht mehr rast und zerstört, sondern schaffend, schöpferisch gestaltet. Dazu muss dir das Bild der Gotteskindschaft klar und leuchtend in der Seele stehen und der Heldenmut der Selbstbezwingung lebendig sein. Dazu muss jene heilige Scheu vor dem schöpferischen Geheimnis und jene Ehrfurcht zwischen Jung-Mann und Jung-Weib lebendig sein, die den großen Tag abwartet, da die beiden Flammen ineinanderschlagen und das Geheimnis des Lebens in der Umarmung seine Besiegelung empfängt.

Freund, es gehört in das Kapitel „Kultur der Arbeiterschaft“ und „Standesbewegung“, dass sich in der Arbeiterschaft allmählich eine Sitte bilde des Verkehrs der Geschlechter, besonders von Braut und Bräutigam, die in dem lebendigen Bewusstsein vom Adel der Gotteskindschaft beruht. Es muss allmählich verschwinden und überwunden werden, dass Vater und Mutter gleichgültig sind gegen Sohn und Tochter, wenn sie Braut und Bräutigam geworden sind. Es muss eine vornehme Form des Verkehrs zwischen Jung-Mann und Jung-Weib sich entwickeln, auch im Arbeiterstande. Die Formlosigkeit, die wir bis heran so oft beklagten, war eine Folge unedler, sklavenhafter Lebensauffassung. Es war oft Zuchtlosigkeit, Zügellosigkeit. Es müssen sich Menschen finden im neuen Stande, die sich das Wort geben, hier ein Neues zu schaffen, einer edlen Auffassung, einer neuen Sitte die Bahn zu brechen.

Freund, willst du in deiner Familie nicht ein Bahnbrecher der neuen Sitte sein? Willst du nicht in deiner Brautschaft dafür sorgen, dass in euch der Adel der Gotteskindschaft und die starke, heldenhafte Selbstbeherrschung lebendig wird?

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