Electric Pieps

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Sie ist klein, getigert und unsagbar faul: meine Katze namens Pieps, dir mir gestern einen anhaltenden Lachkrampf beschert hat.

Normalerweise hört sie, wenn ich die Treppe raufgehe; sie flitzt dann den schmalen Gang bis zur Tür und erwartet mich an selbiger, laut piepsend und wild hüpfend. Gestern war dem nicht so. Ich meine: ich hab Verständnis dafür. Sie lag wohl den halben Tag schon auf der Fensterbank herum, unter sich die Heizung, auf sich die hereinknallende Sonne, und sowohl Katze als auch Katzenkorb nehmen hierbei Temperaturen an, die nicht mehr unbedingt zum Anfassen einladen. Aber was soll’s – der Pieps findet das klasse und ist den ganzen Tag lang völlig fertig. Und entsprechend brav.

Gestern also betrete ich den Raum und wundere mich milde, dass das faule Vieh nicht wie sonst an der Tür wartet; bis ich durch den schmalen Gang in ihr Refugium gelangt bin hat sie es immerhin geschafft die Augen aufzumachen, sich aufzustellen und sandsackmäßig von der Fensterbank zu fallen. Wer auch immer behauptet hat, Katzen seien anmutige Tiere – er oder sie hat meinen Pieps nicht gekannt. Springt sie irgendwo herunter meint man, die muss sich dabei einfach alle vier Beine gebrochen haben.

In etwa drei Metern Abstand stehen wir uns gegenüber, und mein possierliches kleines Raubtier schwankt, noch immer benommen von der Hitze, umher wie eine Schlange, die ein Beutetier hypnotisieren will; man sieht ihr regelrecht an dass ihr langsam dämmert, dass ich

  • potentiell etwas zu Essen in der Hosentasche haben könnte und
  • wenn schon das nicht, dann wenigstens eine Kraul-Hand haben könnte und
  • zudem die Bereitschaft, ihr Liebe und Streicheleinheiten zu spenden.

Also kippt sie auf der Stelle um. Das tut sie immer, und immer in etwa 2,5 bis 3m Abstand zu mir, denn sie sieht mich als den Propheten, aber sich selbst als Berg; bin ich zu faul zu meinem Berg zu kommen geht das Gerangel los, wer sich nun bewegen muss.

Sie kapiert, dass ich nicht quer durchs Zimmer robben werde, um ihr den Bauch zu kraulen, also bewegt sie sich auf mich zu. Sich aufrichten und laufen ist natürlich zu kompliziert und auch zu anstrengend, also zieht sie sich, noch immer auf der Seite liegend, am Teppich Zentimeter für Zentimeter voran, rollt dabei die Augen und schnurrt schon einmal provisorisch. Bis sie bei mir ankommt ist sie derart statisch aufgeladen, dass es tüchtig knistert, als ich sie anfasse. Nun geht das Gejammer los: ich streichle natürlich nicht schnell und auch sonst nicht genug, also versucht sie meinen Arm zu schubsen, auf dass ich das einfach anders machen soll; das hierbei Übliche ist, mich mit feuchtem Näschen anzustupsen und so zu mehr Power[tm] anzutreiben – schlechte Idee, wenn man statisch aufgeladen ist.

Was dann folgt ist durchaus filmreif: sie rollt sich auf dem Teppich, von einer Körperseite auf die andere (damit ich kraulenderweise auch wirklich alle Stellen erwischen kann), lädt sich immer weiter auf, stupst mich mit der Nase an und kriegt ganz schön eine gewischt. Sie ist durchaus irritiert, kann aber nicht aufhören, so langsam kriegt sie Angst vor meiner Hand, aber schön ist es ja trotzdem irgendwie, also rollt sie weiter. Schließlich sieht sie aus wie eine Klobürste, das Fell steht elektrisiert in alle Richtungen, es knistert anhaltend, wenn man ihr über den Rücken streichelt, und sie hüpft völlig desorientiert durch die Gegend, hin und hergerissen, ob sie nun schnurren oder abhauen soll – und das sicherlich eine halbe Stunde lang.

Arme Miez – das kommt also bei acht Jahre Zusammenleben mit mir heraus.

Alle Bilder dieser Seite: © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
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