Es reicht!

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wie kommt es eigentlich, dass die Werbung im Fernsehen einen, im Vergleich zum übrigen Programm, lautstärketechnisch anplärrt und man sich nicht dagegen wehren kann?

Angeblich sei das ja eine Illusion: der Ton sei lediglich stark komprimiert, so dass es, im Gegensatz zum übrigen Fernsehprogramm, keine leisen Passagen gebe. Das menschliche Gehör orientiere sich aber an der durchschnittlichen Lautstärke… Auch alternativ kann man sich eine Menge Ideen zum Thema ausbrüten: vielleicht soll der Ton einen bis aufs Klo verfolgen? Oder man soll wach werden, wenn man über dem langweiligen Hauptfilm eingeschlafen ist?

„Andere Länder, andere Sitten: Bratislava – Zu laute Werbung in Radio und TV wird in der Slowakei künftig bestraft. Eine entsprechende Gesetzesnovelle ist zwar schon seit Februar in Kraft. Doch erst seit kurzem verfügt der staatliche Kontrollrat für Radio und Fernsehen (RVR) laut Medienberichten vom Freitag auch über geeignete Messgeräte. Damit soll im November mit probeweisen Messungen bei ausgewählten Sendern begonnen werden. Sollte es bei diesen Probemessungen keine technischen Probleme geben, will der Rat ab Jahresende auch Strafen verhängen. Laut Gesetz drohen den Sendern Geldstrafen von 100 000 bis fünf Millionen Kronen (3 000 bis 150 000 Euro), wenn Werbung und Teleshopping lauter klingen als andere Sendungen. Viele Medienkonsumenten auch in anderen Ländern empfinden Werbungen im Vergleich zu anderen Sendungen als lauter und fühlen sich dadurch belästigt.“

Mag ja sein, dass man das Ganze nur so empfindet; es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es massiv nervt. Es kamen Geräte zur Zwischenschaltung auf den Markt, die jedoch (damals, Anfang der 90er) schnell wieder verschwunden waren – immerhin wurde eine Klage von RTL abgewiesen:

„Eine Klage des Privatsenders RTL gegen den Verkauf von Geräten, die Fernsehwerbung blockieren, ist vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe abgewiesen worden. Werbeblocker verstoßen nicht gegen das Wettbewerbsrecht. RTL hatte geklagt, weil sie die Finanzierung des Privatfernsehens gefährdet sehen, wenn solche Geräte verkauft werden. Werbeblocker erkennen Fernsehwerbung automatisch und blenden die Spots aus oder schalten während der Spots auf andere Kanäle um.“ – 25.06.2004

Nunja, inzwischen gibt es diese kleinen Kästchen wieder, zwecks Ausblendung der Spots oder immerhin Anpassung der Lautstärke; und dennoch stelle ich mir die Frage: warum sollte ich Geld hierfür investieren? In diesem Sinne – noch ein paar Fragen:

  • Warum gibt es kein Gesetz, dass diese Belange im Sinne des Konsumenten regelt?
  • Warum ist es überhaupt erlaubt, dass knappe 50% des Fernseh-Contents aus Werbung bestehen?
  • Warum ist nicht-produktbezogene Werbung erlaubt (was haben nervige Kinder mit Geschirrspülmittel zu tun? Warum Sex in Hinblick auf Duschgel, Autos und falsche Haarfarben? Die Liste ist endlos fortzusetzen…)
  • Warum darf nicht selbst komponierte Musik eingesetzt werden („Paint it black“ für den bescheuerten Rosa Riesen beispielsweise, aber auch hier ist die Liste endlos)
  • Warum dürfen die öffentlich-rechtlichen auch nur ansatzweise Werbung ausstrahlen?

Dass jeder von uns auf diesem Wege beeinflussbar ist, ist eine Tatsache; ich kriege wenig mit von dem Schrott, aber allein die Tatsache, dass mir „Paint it black“ inzwischen auf den Keks geht spricht für sich. Und die Ausmaße dieser Beeinflussung sind erschreckend. Daher steigt meine Wut: nicht nur weil die Dinge so sind, wie sie sind, sondern auch weil man als Einzelner kaum Aussicht auf Einflussnahme und Änderung hat. Zumal der Rest der Welt es zumeist kritiklos akzeptiert.

Den ultimativen Wimpern-Boost. Die größte technologische Innovation, auf die ein Urinstrahl treffen kann. Bei gefühlten 120db.

Eure Gedanken zu „Es reicht!“

Ich freue mich über jeden Kommentar, es sei denn, er ist blöd. Deshalb behalte ich mir auch vor, die richtig blöden kurzerhand wieder zu löschen. Die Kommentarfunktion ist über GitHub realisiert, weshalb ihr euch zunächst dort einloggen und „utterances“ bestätigen müsst. Die Kommentare selbst werden im Issue-Tracker und mit dem Label „✨💬✨ comment“ erfasst – jeder Blogartikel ist ein eigenes Issue. Über GitHub könnt ihr eure Kommentare somit jederzeit bearbeiten oder löschen.