Freuden des Fernstudiums

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Es ist mal wieder großartig: ein Kurs, so schlimm, dass er alleine nicht zu schaffen ist. Dafür bietet die FernUni Hagen in den Räumlichkeiten der Universität Saarbrücken eine Mentorenveranstaltung, in der der Stoff aufbereitet und erklärt werden soll. War diese Sache bislang immer ein „Service“ der FernUni, so kostet es nun 60 EUR – die interessanterweise von der Uni Saarbrücken eingezogen werden.

Zugleich sind auf dem Saarbrücker Campus nun Parkgebühren fällig. Und kann oder will man sich die nicht geben, latscht man erst einmal mehr als einen Kilometer durch den Regen. Die Mentorenveranstaltung findet zwischen 18h00 und 20h30 statt und wird regelmäßig überzogen, um zumindest ein Drittel des anstehenden Materials wenigstens einmal gesehen zu haben.

Der Bachelor verkürzt die Regelstudienzeit von acht auf sechs Semester. Leider wurde versäumt, auch die Inhalte entsprechend anzupassen – aus drei Klausuren wurde schlicht und ergreifend eine gemacht, die den Stoff aller drei beinhaltet. Was früher in vier Semestern vermittelt wurde, wird nun in einem (!) durchgezogen. Die Skripte sind unbrauchbar, die Übungsaufgaben unverständlich gestellt, die Musterlösungen fehlerhaft. Einsendungen per Post oder E-Mail werden nicht akzeptiert, stattdessen muss WebAssign eingesetzt werden. Da dieses in Bezug auf Diagramme und boolesche Lösungen unvorteilhaft bis unbrauchbar ist, muss für die Einsendungen eine eigene Eingabesyntax eingehalten werden – was von dieser Syntax abweicht, wird automatisch als falsch gewertet.

Zum Ende der Bearbeitungszeit machen die WebAssign-Server regelmäßig die Grätsche. Das ist aber kein Mangel der Server oder gar der Uni, sondern allein Schuld der Studenten, weil die ihren Kram ja immer auf den letzten Drücker einreichen. Die Empfehlung der Uni lautet daher, Lösungen möglichst zu Beginn der Bearbeitungszeit einzureichen, um diese Engpässe zu vermeiden.

Wie das gehen soll bleibt offen – die Sachen ohne Vorkenntnisse überhaupt binnen zwei Wochen zu bearbeiten grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit, von allem anderen ganz zu schweigen. Kann man das WebAssign allerdings gerade nicht erreichen (Internal Server Error 500), gilt dennoch die Deadline. Und wer bis dahin nicht eingeschickt hat, hat eben Pech gehabt.

Spannend wird das ohnehin in der Mitte des Kurses, wenn beide Kursteile sich auch noch überlappen: dann hat man für die Bearbeitung einer Einsendeaufgabe gerade noch eine Woche, und für ein Vollzeit berufstätiges Superhirn bedeutet das, dass in den Abendstunden – unabhängig davon, wie der Tag war – zumindest zwei bis drei Stunden investiert werden müssen.

Das bezieht sich aber nur auf die Leute, die das ohnehin alles können oder aber blitzschnell verstehen. Idioten wie ich verbeißen sich schon in Aufgabe 1.1, verknicken ihre Stabilos und pfeffern den gequirlten Mist irgendwann frustriert an die Wand.

Könnte ich nur einsehen, dass ich es nicht drauf hab; ich habe einen Job, und ich hab’s versucht – kann das nicht reichen? Aber dann sehe ich so viele, die nicht wissen, wie man eine Netzwerkverbindung einrichtet, einen DSL-Router konfiguriert, eine Festplatte austauscht – und die haben ein Diplom in Informatik. Wie kommt das?

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Hintergrundbild: Die Schildkroeten machen einen Ausfluss in den Garten..., 2448x 2448px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten

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