Ich möchte bloggen! - Teil 2: Eine eigene Domain?

Diesen Beitrag schrieb ich 9 Jahre und 4 Monate zuvor; die nachfolgenden Ausführungen müssen heute weder genau so nach wie vor funktionieren, noch meiner heutigen Meinung entsprechen. Behalte das beim Lesen (und vor allem: beim Nachmachen!) bitte stets im Hinterkopf.

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Ein Thema, das in den meisten Artikeln zum Thema „Ich möchte bloggen!“ mit wenigen Sätzen abgehandelt wird: die eigene Domain! Doch was bedeutet das eigentlich? Welche Vorteile hat es? Brauche ich das? Nachfolgend versuche ich zusammenzutragen, was in Hinblick auf Domains auch für Einsteiger unbedingt wissenswert ist.

„Eine Domain (von englisch domain [də(ʊ)ˈmeɪn] ‚Bereich‘, ‚Domäne‘) ist ein zusammenhängender Teilbereich des hierarchischen Domain Name System (DNS).“ Quelle Wikipedia

Uargh, das macht’s nun nicht besser. Okay, wir versuchen es anders: jeder Rechner im Netz wird über eine eindeutige Nummer identifiziert, die sogenannte IP-Adresse. An und für sich würde es reichen, diese zu kennen – probiere es aus, du kannst meine Webseite auch aufrufen, indem du in deinem Browser als Adresse 92.222.22.102 (IPv4) angibst. Aber sind wir mal ehrlich – www.spiller.me ist doch um einiges leichter zu merken, oder? Eine IPv6-Adresse wäre beispielsweise 2001:db8:85a3:8d3:1319:8a2e:370:7347, sowas merkt sich nun wirklich kein Mensch. Und genau darum geht es beim Domain Name System, stelle es dir einfach als eine Art Telefonbuch für Internetadressen vor; Namen werden, vereinfacht ausgedrückt, auf Nummern umgelegt, eine Domain verweist auf die Adresse des Rechners, auf dem der Inhalt liegt. Neben der besseren Merkbarkeit ergibt sich ein weiterer Vorteil: ziehst du deine Inhalte von einem Rechner auf einen anderen um, sprich ändert sich die IP, so muss dem Telefonbuch lediglich mitgeteilt werden, dass sich die Nummer geändert hat – und im Gegensatz zur Telekom ist eine solche Änderung in der Regel nach spätestens 24 Stunden überall durch, und zwar weltweit.

Eine Domain gehört dir nicht, du kaufst sie nicht, du mietest sie – und hälst, so lange du fristgerecht bezahlst, das Recht daran, sie nutzen zu dürfen. Dieses Recht kann dir streitig gemacht werden – wenn du nicht fristgerecht bezahlst, beispielsweise, wenn du falsche Angaben gemacht hast, wenn andere plötzlich Rechte darauf geltend machen, um nur mal einige zu nennen. Das Mieten einer Domain ist, juristisch gesehen, ein Vertrag – mit allen daraus entstehenden Rechten und Pflichten.

Eine eigene Domain macht deinen Auftritt professioneller, glaubhafter, interessanter für Kooperationspartner; du hast deutlich mehr Möglichkeiten, dich optisch und funktionell von der breiten Masse abzuheben. Du hast die technischen Möglichkeiten, dir ein vernünftiges Suchmaschinen-Ranking aufzubauen und Werbung zu schalten, kurz: willst du es langfristig und in größerem Stil betreiben, ist die Anmietung einer eigenen Domain die richtige Wahl. Und ein weiterer Vorteil besteht darin, dass du dir Mailadressen @domain.de einrichten kannst – für Kooperationspartner wirkt ein Anschreiben von info@domain.de immer seriöser als eines von brummelgrunz@kostenloser-anbieter.de. Aber zugleich gilt auch: eigene Domain – mehr Rechte, mehr Pflichten.

Ein oftmals nicht beachteter Punkt ist der folgende: für eine Domain gibt es vier Ansprechpartner, und deren Daten, insbesondere Adresse und Telefonnummer, sind für jeden einsehbar:

  • den Holder, das ist der Inhaber der Domain, sprich die (juristische oder natürliche) Person, die die Domain mietet, bei Missbrauch haftbar gemacht wird und im folgenden alle Rechte daran hält – also du, deine Adresse, deine Telefonnummer!
  • Admin-C (Administrative Contact), also der administrative Ansprechpartner; während der Holder beispielsweise eine Firma sein kann, muss der Admin-C eine natürliche Person sein, der Entscheidungen trifft und Verpflichtungen erfüllt – also ebenfalls du
  • Tech-C (Technical Contact), der technische Ansprechpartner – in aller Regel der Hoster, der den Webspace zur Verfügung stellt
  • Zone-C (Zone Contact) der Zonenverwalter betreut die Nameserver der Domain (das Telefonbuch!) – in aller Regel auch hier der Hoster

Also: deine Adresse wird frei im Internet abrufbar sein, ein durchaus relevanter Punkt. Wenn du das auf gar keinen Fall willst, kannst du

  • deine Domain auf jemand anderen registrieren, einen Freund, einen Nachbarn – doch diese Person ist dann Holder, und Holder einer Domain zu sein ist, wie im Besitz eines Fahrzeugbriefes zu sein: der Holder hat völlig freie Hand, auch und gerade was den Handel mit der Domain betrifft. Und das kann böse ins Auge gehen.
  • statt deiner Postadresse eine Postfachadresse hinterlegen; die DENIC beispielsweise regelt jedoch, dass „[…] die Angabe einer Postfachadresse nicht genügt […]“ (§VII) (und ja: das wird überprüft und abgemahnt).
  • eine anonyme Registrierung in Betracht ziehen (domain privacy protection); anonym bedeutet in diesem Zusammenhang lediglich, dass deine Daten im whois nicht auftauchen und du dennoch Holder der Domain bist – gegen Aufpreis natürlich. Nicht jede Registry erlaubt das.

Erwägst du, eine eigene Domain zu registrieren, gehen die Überlegungen in die nächste Runde: welche darf’s sein? Im Jahr 2015 sind ziemlich viele schon belegt, die Domain sollte gut zu merken, nicht zu lang, ohne orthographische Stolperfallen sein – uff. Dann ist auch die Frage der sogenannten Top Level Domain (TLD), das ist salopp gesagt das, was hinter dem letzten Punkt kommt (bei spiegel.de wäre die TLD de, bei www.spiller.me ist sie me und so weiter) – unter der Verwaltung der IANA (Internet Assigned Numbers Authority) gibt es allein über 200 länderspezifische ccTLDs, die sich in ihrer Jahresgebühr massiv unterscheiden. Darüber hinaus gibt es inzwischen gTLDs (z.B. .bayern, .email und so weiter) sowie die Möglichkeit, IDN-Domains (Internationalizing Domain Names, das sind Domains mit Umlauten) zu registrieren. Während ich ersteres nie probiert habe (und den Sinn dahinter auch nicht wirklich erkennen kann) weiß ich, dass letzteres Ärger machen kann. Auch 2015 kommt nicht jegliche Software mit dem erforderlichen erweiterten Zeichensatz klar, und wenn du auf „Nummer Sicher“ gehen willst (was zum Beispiel die Kommunikation per Mail betrifft), würdest du nicht deine wunderbare Domain rühreifrühstück.de (vielen Dank, Ex-Twitter @Natollie! :D ) verwenden, sondern die nach dem ASCII-Zeichensatz kodierte Version (ACE String) davon: xn–rhreifrhstck-dlbgd.de Nicht gerade visitenkartentauglich, oder?

Es gibt sehr viele Webseiten im Netz, die damit werben, dass man hier die Verfügbarkeit einer Wunsch-Domain überprüfen kann; davon rate ich ab. Nicht selten ist es so, dass die Wunsch-Domain zum Zeitpunkt der Überprüfung noch verfügbar war – fünf Minuten später ist sie es dann nicht mehr, weil ein Provider sie nun aufgekauft hat, sie dir nun aber für nur soundsoviel Euro zum Verkauf anbietet (siehe auch Domaingrabbing)… Grundsätzlich rate ich zu renommierten Hostern – und nein, ich gebe hier keine Empfehlungen und nenne keine Namen (immerhin ist dies kein sponsored post :D ). Und ebenso grundsätzlich rate ich zu den bewährten TLDs wie .de, .com, .net, .org, inzwischen auch .eu. Ein seriöser Hoster wird immer dich als Holder bzw. Admin-C führen, und deine Domain kannst du von einem Anbieter zum nächsten umziehen – insofern musst du dir keine allzu großen Gedanken machen, ob du nun beim richtigen Provider registriert hast, es ist jederzeit änderbar. Es ist auch zweitrangig, ob die Domain als solche und das Webhosting-Paket beim selben Anbieter liegen – aus technischer Sicht zumindest, von den Kosten her ist es meist günstiger, alles an einer Stelle zu belassen.

  • Zur Überprüfung von Inhaberdaten bzw. Verfügbarkeit einer .de-Domain solltest du direkt den DENIC ansteuern.
  • Für .eu-Domains ist die EURID zuständig.
  • Um viele TLD auf einmal abzuprüfen ist die Webseite des INTERNIC eine gute Wahl.

Denn die Domain alleine nutzt dir nichts – du benötigst auch die Nummer, auf die sie verweisen soll, du benötigst Speicherplatz, um deine Webseiten, Bilder und anderen Inhalte zu hinterlegen – und die Auswahl ist so riesig. Was käme in Betracht? Was sind typische Kennzahlen für ein Einsteiger-Blog und wie verändern sie sich, wenn der Bekanntheitsgrad wächst? Diesen Fragestellungen werde ich mich in einem weiteren Artikel widmen.

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