Zombambi

Zombambi
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Urban Exploration und Kinder – das sind definitiv zwei Dinge, die sich wechselseitig ausschließen.

Mit dem positiven Schwangerschaftstest endeten also vorerst meine Foto-Safaris, nicht ohne Wehmut. Dann war das Baby da und wurde gestillt, dann wurde es noch länger gestillt und – schwupps – waren zwei Jahre ins Land gegangen, in denen meine arme Canon EOS 60D mehr oder minder unbeachtet in ihrem Rucksack lag. 2013 machte ich dann eine Tour, eine ganz leichte, als Einstieg, und war sofort wieder süchtig – doch die zweite Schwangerschaft zwang mich auf die Couch bzw. ins Krankenhaus. Ich widmete mich dem Thema sozusagen online, ich arbeitete an der Webseite, sie erhielt ein neues Theme, ich bearbeitete die Bilder für unsere Ausstellung. Insgeheim befürchtete ich, dass meine Zeit in diesem Hobby sozusagen abgelaufen sei, denn mit den Kindern kam bei mir eine ganz neue Art von Respekt gegenüber Unfällen und Verletzungen auf.

Doch jetzt war es wieder soweit, ganz spontan. Ein kleines Jubiläum sozusagen – denn vor ziemlich genau sieben Jahren unternahmen wir die erste gemeinsame Tour. Sieben Jahre! Wir sind alle sieben Jahre älter geworden. Wir haben zu- bzw. abgenommen, Kinder gekriegt, Häuser gebaut oder gekauft, geheiratet oder uns getrennt. Aber wenn wir im Sonnenschein am Auto lehnen, Kaffee aus Thermoskannen trinken, gegen die Sonnenstrahlen blinzeln und die weitere Vorgehensweise besprechen – dann ist es, als wäre kaum ein Tag vergangen. Und das erste Mal seit Bettlägrigkeit und Blut, Kaiserschnitt und Frühchenintensiv, Stillproblemen und Angst fühlte ich mich wieder wie ich.

Ich weiß jetzt, dass ich von diesem Hobby niemals lassen kann. Ich mache viele Dinge gerne und tue mich bisweilen schwer, einen Fokus zu setzen – bedauerlicherweise hat der Tag nur 24 Stunden. Aber wir werden immer wieder auf Tour gehen. Seltener vielleicht, weil wir jetzt Familienmenschen und Bauherren und all diese Dinge sind. Aber wir sind auch urban explorer. Und darüber bin ich glücklich.

Was hat es nun mit der Überschrift auf sich? Zombambi ist die Kurzform von dem „Zombie-Bambi“ (alternativ: „The-Walking-Dead-Reh“), das wir am Wochenende in einem lost place fanden: offenbar hatte sich jemand als Hobby-Präparator versucht und das tote Rehkitz auf einen grün angemalten Sockel genagelt, wo es dann über die Jahre langsam vor sich hin verweste. Fetzen von Fell hingen noch daran, die Knochen schimmerten durch. Ziemlich abartig, aber recht viele Leute scheinen auf solche Dinge zu stehen – man findet sowas immer wieder…

Oft hinterlässt eine Tour viele offene Fragen: wie konnten bzw. warum mussten die Bewohner so leben? Warum gibt es keine Erben? Warum muss der Mann in einem lost place den (gefüllten und seit Monaten? Jahren? stromlos stehenden) Kühlschrank öffnen? Und warum die vielen Schuhlöffel? Ich kann das nächste Mal kaum erwarten. Jetzt muss ich mich bloß eine Weile von der neuen Nähmaschine losreißen, um die Bilder der Tour in die Bearbeitung zu nehmen.

Alle Bilder dieser Seite: © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
Hintergrundbild: 900x 600px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten

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