„Du bist schwanger, nicht krank“ - Jahresrückblick 2013

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So turbulent das Jahr für mich war, so still ist es auf dem Blog geworden. Tatsächlich dachte ich auch immer mal wieder darüber nach, ihn schlicht und ergreifend vom Netz zu nehmen – aber ich hänge halt daran. Ist ja auch ein bisschen wie ein Kind für mich…

Einer der Höhepunkte des Jahres war ganz sicher der Umzug ins Eigenheim. Ein unvergleichliches Gefühl! Es fiel mir nicht leicht, doch die Vorteile überwiegen deutlich. Das Haus ist aber auch bildschön! Naja. Zumindest, wenn es mal fertig ist. Derzeit ist es denn doch eher eine große Baustelle. Was folgte: der Alltag. Wir richteten uns ein, lernten die Umgebung kennen. Das Rumpelstilzchen wechselte vom Krabbeln zum Laufen, wechselte seine Schlaf- und Essgewohnheiten, und wir fuhren zur Arbeit, zum Einkaufen, ins Schwimmbad oder in den Zoo. Die Baustelle nahm Gestalt an: so rissen wir in einer Wochenendaktion das 60er-Jahre-Badezimmer nebst Trennwand und Bodenbelag heraus, rupften über mehrere Wochen in mehreren Zimmern mehrere Schichten unglaublicher Tapeten von den Wänden, entfernten unglaubliche Mengen an Wand- und Deckenpaneelen, zogen Wandschlitze und verlegten Leerrohre nebst neuer Elektrik, Netzwerk- und Satellitenkabel… um dann Unmengen an Gips anzurühren und die mühselig geklopften Schlitze wieder zuzuschmieren. In einer besonders widerlichen Aktion rückten wir dann dem Dachgeschoss zu Leibe – denn hier sollten nicht nur Tapeten und Bodenbeläge, sondern im Prinzip alles weichen. Der nächste Meilenstein: das neue Dach. Neuer Dachstuhl, drei von vier Kaminen sollten sozusagen „fallen“ und der vierte saniert werden, alles mit Dämmung, neuer Eindeckung… Den Beginn der Arbeiten erlebte ich dann schon nur noch remote, da ich am Vorabend mit Sturzblutungen in der Klinik landete.

Das war im August. Und ich ahnte da nicht, was mir noch bevorstand (so wie ich jetzt nicht absehen kann, was da wohl noch kommen wird). Die Schwangerschaft war bestätigt, ich hielt meinen Mutterpass in den Händen, doch der Eintrag abortus imminens stimmte nicht froh. Zwar wurde ich nach einigen Tagen Klinikaufenthalt entlassen, jedoch mit der Auflage strenger Bettruhe, mit starken Unterbauchschmerzen und fortgesetzten Schwierigkeiten. Die Karten fürs Ärzte-Konzert verkaufte ich schweren Herzens. Der nächste Klinikaufenthalt war länger, schmerzhafter – und deutlich ernsthafter. Ein Blasenriss, wie sie sagten, in der 20. Schwangerschaftswoche – viel zu früh, als dass das Baby eine Chance gehabt hätte, strengste Bettruhe, Antibiose, Magnesiumtropf. Kanülen in beiden Armen „wenn wir heute Nacht noch operieren müssen“, Einzelzimmer – aus Gründen. Degenerierte Muskeln durch das ständige Liegen, Kopfschmerzen durch das ständige Weinen, Verzweiflung durch die ständige Trennung vom Rumpelstilzchen, Venenentzündungen durch den Magnesiumtropf. Wider jede Wahrscheinlichkeit verschloss sich jedoch das Leck der Fruchtblase, das Fruchtwasser füllte sich auf und ich konnte entlassen werden.

Inzwischen hatte die Krankenkasse mir eine Haushaltshilfe bewilligt; das vereinfachte vieles, verkomplizierte dafür anderes. Ständig fremde Leute in der Bude ertragen zu müssen ist hart – zumal dann, wenn sie einem in die Haushaltsführung reinquatschen und ihre eigene Ordnung etablieren. Nach und nach liegen meine Nerven immer blanker, ich bin gereizt und genervt. Doch zumindest erhalte ich die Freigabe, mich wieder mehr bewegen zu dürfen, bisschen rumlaufen – ich genieße es, wieder richtig mit dem Rumpelstilzchen zu spielen. Doch dann bricht sich das Rumpelstilzchen das linke Bein, wird bis zur Hüfte eingegipst und darf nicht mehr laufen, während ich nicht heben darf – eine Katastrophe. Nach einer Woche wird neu gegipst (glücklicherweise nur noch bis unters Knie) und der verschobene Bruch dabei gerichtet – zwei Tage später liegt das Kind mit fast 41°C Fieber in meinen Armen, apathisch und erbrechend. Zum Gipsbein kommen nun unzählige Medikamente hinzu, und es ist gar nicht so leicht, ein krankes, gipsbeiniges zweijähriges Kind bei Laune zu halten, wenn man selbst nicht auf der Höhe ist und permanent weinen möchte.

Als die Infektion überstanden ist, kommt prompt eine Bronchitis, und wieder fiebert das Kind bis fast 41°C. Nur sind die Eltern diesmal gleichermaßen angeschlagen, und jeder bekommt sein eigenes Antibiotikum. Nicht schön. Das Kind behält den Gips ganze fünf Wochen, und die Mama schafft es in 30 Wochen Schwangerschaft etwa fünf Wochen blutungsfrei zu sein. Schmerzfrei eigentlich nie. So traurig. Sogar meine erste eigene Fotoausstellung gerät ins Hintertreffen – obgleich ich doch so stolz bin!

Zum Jahreswechsel sind Mutter-Vater-Kind gleichermaßen angeschlagen. Körperlich, aber auch vom Kopf her – ein wirklich ungewöhnlich anstrengendes und forderndes Jahr. Viel Zuspruch, viele mutmachende Nachrichten erhalte ich tatsächlich über Ex-Twitter. Im echten Leben werde ich, nachdem mir ein Beschäftigungsverbot erteilt wurde, sehr einsam. Mein Leben findet überwiegend auf der Couch und im Sessel statt, während sich für alle anderen die Welt weiterdreht – eine logische und traurige Erkenntnis. Und der Ausblick auf 2014? Das „Erdnuss-Kind“ ist den Gips los, läuft aber recht steifbeinig und wird unter Umständen Krankengymnastik benötigen. Und außerdem ein Kindergartenkind werden. Das „Erdbeer-Baby“ wird zur Welt kommen – ob termingerecht oder verfrüht ist noch nicht recht absehbar. Die (umständehalber) brachliegende Baustelle muss wiederbelebt werden. Und idealerweise sollte sich das Leben wieder normalisieren.

Rutscht gut, wo immer ihr auch rutscht! Ich wünsche euch ein wundervolles 2014. Und uns auch!

Silvester 2006 · 2007 · 2008 · 2009 · 2010 · 2011 · 2012 hat es nicht einmal für einen Jahresrückblick gereicht. Aus Gründen.

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